ZU MEINER MALEREI

"Nichts auf der Welt ist von Bestand, warum solltest du sie nicht verändern und neu formen können?"

Luisa Francia, Schriftstellerin, Autorin, Künstlerin

Alltäglichkeiten

Bonn. November 2003. Nachts

...ich flipp aus, wenn ich nicht endlich mal zeichnen kann, dachte ich, wenigstens ein kleines Bisschen

und meinetwegen, mit diesen Buntstiftresten... wie befreiend, einige Gedanken oder Wunschträume auf Papier zu bringen...

"News"

Meine Güte, wo war die Zeit geblieben, jetzt saßen wir schon Stunden da, ohne Pause am quasseln... (ach, aber hab ich dir schon erzählt von...wart mal, und...)

"Prinzsuchende"

und egal, wie du dich streckst, der Horizont ist viel weiter als du erreichen kannst.

Und die Traumprinzen auch. Oder sind es doch nur Frösche?

"Kiwiprobe"

Ach, die Kiwis eßt ihr in Australien mit Schale, fragte sie genervt, als er sie für den Salat viertelte...

"Einladung"

..am liebsten, also am liebsten würd ich ihn vergiften.. Wie befreiend, es wenigstens zu zeichnen!

"Wann ist später?"

Verdammt, wann ruft er denn endlich an, ich halts nicht mehr aus... nein, reiß dich zusammen, du läufst ihm nicht hinterher, dachte ich... aber vielleicht hat er die Nummer verlegt, vielleicht hat er grad angerufen als eben besetzt war...

"Geduldprobe"

nein, dachte ich, ich werd den verdammten Spülberg nicht anrühren, ich bin doch hier nicht die Haushälterin!

als ich anfing zu zeichnen schwand meine Wut langsam...

"Flügelbügeln"

dieser Song ging mir nicht aus dem Kopf:

Dobre stare malzenstwo... anioly prasuja swe skrzydla - Engel, ihre Flügel bügelnd, sie müssen sie glätten, aufpolieren im Alltagsgrau

...und es sind doch nur Ferkel um mich rum, kaum ist ein Berg weggeräumt und ich dreh mich um, schon wachsen zehn Neue... ob Engeln auch mal die Geduld ausgeht?

"Maischnee"

...und rosa geringelte Katzen in einer viel zu bunten Welt...

"Rosenfressen"

mein Gott, meine Launen! zickig, gereizt, streitsüchtig...fresse ich manchmal an meinen eigenen Rosen

"Engelsklima"

Ein Flügelpaar, ausgeliehen von Nebenan, Weihnachten vor der Tür, Alles und Alle so süß, lieblich und nett. Gibt es da nicht auch die andere Seite, das vertrocknete Pflänzchen, die Kratzer am Heiligenschein? Den Engel an Herd oder Spüle, oder gar mit Kippe am Zahn, ganz menschlich...

"Flügelflicken"

Ein Bild von Vermeer, die Klöpplerin. Eine Frau, in Arbeit vertieft. Bestimmt wurde sie ausgebeutet, früher die Arbeiterin hier, jetzt in H&M- Fabriken in Indien, Bangladesh, Kambodscha. Für NIKE, PUMA und Co.

"Davongeschwebt - Ares odlecial"

wie traurig, sein Hund ist gestorben, er hing doch so an ihm...würde ihn gern aufmuntern...

"Venuspflanzen, geträumt"

Dieses Bild...dachte ich beim Aufwachen... wo ist mein Zettel, ich muß es sofort festhalten, bevor es sich auflöst und verfliegt

"Pfirsiche"

Schweben im geschlossenem Raum, Ruhe, Frieden- ein reizvoller Gedanke...

Grüne Serie

Zitat aus "Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?", Erich Kästner: "...und immer wieder schickt ihr mir Briefe, in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt: Herr Kästner, wo bleibt das Positive? Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt."

Erste Ölbilder

"Welche Farbe trägt das Krokodil?"

Ein Wettbewerb von Lacoste. Diese Farbe interessiert sie ja überhaupt nicht, dachte ich, es geht doch nur um möglichst viele einfallsreiche Krokodil- Ideen für zukünftige Werbekampagnen. Schön billig von Kunststudenten, lohnt mehr, als eine Grafikerfirma zu beauftragen. Und dann noch Öffentlichkeitsarbeit gratis

"Zwei Seiten", Doppelportrait

verletzlich, kindlich manchmal...aber auch wieder zynisch, auf Abstand bedacht, nur nicht die Kontrolle verlieren...

"...ich möchte nur rasch den Bart ablegen und die Falten von meiner Stirn und das große und kleine Gehirn..." Erich Kästner

Mutter- Kind Serie

"Mit Zaun"

Wie gefangen sie doch ist, dachte ich mir, ständig den Kleinen am Hals, so süß er auch sei. Wie im Käfig, lebenslänglich scheint es fast, ein Kind zu haben, da kann man ja verrückt werden. Kein Wunder, dass die Mütter im Bus oder gehetzt auf dem Gehsteig so genervt und fertig aussehen. Gar nicht wie in der Werbung oder auf Plakaten vom Familienministerium.

Angeregt durch Gespräche und Erfahrungen von Freundinnen begann ich, mich mit der Mutterrolle auseinanderzusetzen. Sie wird grundsätzlich glücklich und strahlend  dargestellt.Wo gibt es Berichte von überforderten oder deprimierten Müttern?! Die gängigen Medien-Bilder decken sich leider nicht mit der Realität. Es ist für mich Herausforderung und brennendes Bedürfnis zugleich, die andere Seite der Mutterrolle sichtbar zu machen.

Parallel zur Mutter- Kind Serie begann ich, mich für das Bild der Frau in der Kirche zu interessieren: die Madonna. Es veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Von einer machtvollen, rot gekleideten Himmelsherrscherin blieb eine blasse, schmale Gestalt. In meinen Werken arbeite ich daran, das gängige Bild zu hinterfragen und ihm andere Aspekte entgegen zu setzen.

Afghanistan / Kriegszyklus

"Afghanistan"

Dieses Gesicht! Das, genau das ist Afghanistan für mich; wars schon als 10- Jährige, als ich in den National Geographic Heften meiner Eltern im Regal kramte, leider auf Englisch, aber die Bilder! Wunderbar, diese Augen, so was will ich auch malen können, dachte ich damals. Dieses Gesicht erkennt jeder sofort. Und die beiden rauchenden Türme sprechen für sich, das reimt sich jeder zusammen, wie absurd es ist, den Terror in Afghanistan "zu erwischen" oder ausmerzen zu wollen...

Der Terroranschlag am 11. September gab mir den Anstoß, mich mit dem Leiden unschuldiger Menschen zu beschäftigen. Die zugängliche öffentliche Weltmeinung wurde mit bewusst fingierten Informationen manipuliert: es wurde die "Achse des Bösen" definiert. Das Mädchen oder die Kinder zwischen Trümmern werden zum Leiden  verurteilt - der "große Bruder" verschlingt seine ehemaligen Handlanger. Saturn frisst seine Kinder, nach  Goya. Mein bisher letztes Bild dieser Serie soll trotz Allem einen optimistischen Akzent setzten und den Betrachterblick auf Positives lenken.

Inspiration

viele, viele Gespräche und...

meine Modelle...

Zeichnen, VIEL ZEICHNEN! Wie praktisch, das Orsi so viel zu lernen hatte. Und dabei still saß. Oder sich auf meinen Wunsch auch mal verrenkte.

Und, natürlich: mein Bruder.

meine ersten Modelle, treu bis zum heutigen Tag. Und zugleich stets meine besten Kritiker mit bemerkenswertem Auge. Dank ihrer Ideen und Anregungen sind viele meiner Bilder entstanden oder weitergemalt worden.